Ein Buch, auf das ich eher zufällig gestoßen bin: Christiane Ritters Bericht „Eine Frau erlebt die Polarnacht“. 1934 verbrachte sie zusammen mit ihrem Mann Hermann und dem norwegischen Jäger Karl einen Winter auf Spitzbergen im Norden der Insel, abgeschieden und den Elementen ausgeliefert.
Der aktuelle Stand: 252 Normseiten, 59.267 Wörter. Noch zwei Kapitel bis zum Schluss. Manchmal erschrecke ich darüber, wie gut ich durch den Text komme, und dann frage ich mich, ob dieses Widerstandslose ein Zeichen für gute Vorbereitung oder eher für mangelnde literarische Tiefe ist und ich am Ende die Hälfte wegwerfen kann
ch habe während meiner Zeit in Leipzig und auch noch danach etliche Schreibratgeber gelesen (Story, 20 Masterplots, Wie man einen verdammt guten Roman schreibt, Über das Schreiben), das meiste aber wieder vergessen.
Die Schreibtage folgen einem festen Rhythmus: Aufstehen um kurz nach sechs, frühstücken, die Tochter in die KiTa bringen, dann von halb neun bis halb eins am Schreibtisch. Am Nachmittag alles andere: Lesen, Recherche, Mails, Haushalt, Garten, Katze.
Buchmesse in Leipzig. Über Twitter purzeln hier und da Statusmeldungen in mein Zimmer, Hashtag: #lbm. Nicht auf der Messe sein: Da passiert etwas und ich krieg’s nicht mit. Auf der Messe sein: Ich will gar nichts mehr mitkriegen!
Die Arktisforschung im 19. Jahrhundert wurde begleitet von allerlei Mythen, Aberglauben und Seemannsgarn. Ein immer wieder auftauchender Topos war der eines eisfreien Polarmeers. Umgeben von einem Ring aus Eis, in dem alle bisherigen Expeditionen steckengeblieben waren, sollte um den Pol herum mildes Klima herrschen und das Meer dort schiffbar sein – bisher hatte nur niemand die entscheiden Lücke im Eisring gefunden.
Dasitzen und den Bildschirm anstarren. Aufstehen und in die Küche gehen, nach Schokolade suchen, aber die ist längst alle. Wieder vor dem Bildschirm. Warum schreibst du nicht mal was Lustiges? Da gibt es doch diesen Arktis-Exzentriker, der vermeintlich als erster den Pol erreicht haben wollte, Robert Peary, 1909 war das, warum schreibst du nicht über den? Wie er acht Zehen verlor aus purer Sturheit.
Der aktuelle Stand: 123 Normseiten, 28.423 Wörter. Nein, es ist nicht wie im Rausch. Den Januar über meist so: Abends nach einem langen Tag mit anderen Dingen, den Laptop auf den Knien, müde, aber doch begierig zu schreiben, etwa 1.800 Zeichen als Vorgabe, um den Faden nicht reißen zu lassen. An zwei Sonntagen sind es sogar über 5.000 Zeichen.
Als ich heute Morgen gegen 7.20 Uhr Brötchen holen ging, hatte es in Frankfurt –4 Grad Celsius. Eine lächerliche Zahl gemessen an den Temperaturen in Nordsibirien und im kleinen Örtchen Dikson, wo es jetzt um diese Jahreszeit bis zu –30 Grad kalt ist (Rekordwerte bewegen sich bei etwa –50 Grad Celsius). Aber das Kribbeln in den Fingern und die unter die Hosenbeine kriechende Kälte ließen eine Ahnung zu von den Verhältnisse im hohen Norden. Ja, es ist nur eine Ahnung.
„Ob ich jetzt Druck verspüren würde, aufgrund des Preises?“, wurde ich in irgendeinem Interview letzten Sommer gefragt. „Ob es jetzt schwerer werde mit dem Schreiben?“ Kurz Zum Hintergrund: Im August 2018 wurde mir zusammen mit Julia Wolf der Robert Gernhardt Preis verliehen, für ein noch zu schreibendes Buch.
Das ist der momentane Stand: Ein Jahr lang intensive Recherche. Knapp 50 Seiten Text, um die drei Perspektiven anzulegen und den jeweiligen Erzählton zu finden. Einen Plot, der nach längerer Arbeit nun tragfähig und erzählenswert erscheint. Figuren mit Potential.